Als Elternteil auf Stellensuche kommt schnell die Frage auf, ob Kinder in den Lebenslauf gehören oder besser nicht erwähnt werden sollen. Denn je nach Job oder Arbeitgeber scheinen Kinder nicht unbedingt zu passen. Insbesondere weibliche Bewerberinnen befürchten als «Mutter» weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben.

Gibt es eine richtige oder falsche Antwort auf diese Frage?

Wir wissen, dass persönliche Angaben wie Profilfoto, Zivilstand oder Alter in englisch-sprachigen CVs verpönt sind und gegen das Diskriminierungsgesetz (in Grossbritannien, USA und Kanada) verstossen. In der Schweiz existieren keine solchen gesetzlichen Bestimmungen. Standard ist aber, dass die relevanten privaten Daten im Lebenslauf erwähnt werden (müssen). Was nun?

Patricia Kälin, Juristin und Inhaberin der Plattform HR ON DEMANDhat sich mit dieser Frage beschäftigt. Hier schildert sie ihre Expertise und Erfahrung.

Zielführender Lebenslauf

Grundsätzlich gibt es keinen Grund, Kinder in einem CV «verstecken» zu müssen. Dieser Rat gilt aber nicht in jedem Fall. In beruflicher Hinsicht kann es vorteilhaft sein, die Kinder nicht oder höchstens reduziert zu erwähnen. Wesentlich ist, dass der Lebenslauf für die konkrete Bewerbung zielführend ist. Und, dass der Lebenslauf den Tatsachen entspricht.

Die Sicht des Unternehmens

Bei der Angabe «Kinder» wird ein Unternehmen Rückschlüsse auf die Flexibilität des Arbeitnehmers ziehen. Oft nehmen Arbeitgeber an, dass kinderlose Arbeitnehmer flexibler sind als Mitarbeiter mit familiären Verpflichtungen. An dieser Stelle soll erwähnt sein, dass die Erfahrung in der Regel eine andere Wirklichkeit zeigt. Oftmals sind gerade Mitarbeiter mit Familie wahre Organisationstalente und leisten überdurchschnittliches Engagement, in der Bestrebung alles unter einen Hut zu bringen.

5 Gründe, Kinder im CV zu erwähnen

  1. bei einer Teilzeitstelle mit niedrigem Pensum (unter 80%)
  2. um private Stabilität auszudrücken
  3. wenn die Kinder älter als 12 Jahre sind
  4. es soll von Anfang an mit offenen Karten gespielt werden
  5. wenn es unangenehm ist, die familiäre Situation erst im Bewerbungsgespräch (kurz!) darzulegen

Elegante Variante für weibliche Bewerberinnen

Für Bewerberinnen, die ihre familiäre Situation dem Arbeitgeber gegenüber so reduziert wie möglich angeben möchten, gibt es eine Zwischenlösung. Bei persönlichen Angaben kann die Angabe «Kinder» weggelassen werden, wenn unter den beruflichen Stationen die Zeit «Mutterschaftsurlaub» erwähnt wird. Diese Variante ist transparent und hat den Vorteil, dass Unternehmen mit weniger familienfreundlicher Politik den Lebenslauf nicht bereits nach den ersten Zeilen auf den Absagestapel aussortieren.

Tipp der Personalfachfrau

In jedem Fall ist es eine persönliche Entscheidung, die Kinder im Lebenslauf zu erwähnen. Der Bewerber oder die Bewerberin sollte dabei individuell für sich bestimmen, ob er oder sie in einem Unternehmen ohne familienfreundliche Politik tätig sein möchte. Wird die Angabe «Kind» gemacht, ist bereits im Lebenslauf anzugeben, dass die Obhut der Kinder während der Arbeitszeit gewährleistet ist.

 

Der Originaltext erschien im Blog hrondemand.ch

 


2 Kommentare

Rama · 29. November 2017 um 8:07

Liebe Patricia
Hier ein etwas anderer Blickwinkel (aus mehreren hundert Bewerbungsinterviews in verschiedenen Rollen und Unternehmen):

1. Ehrlich währt am längsten, früher oder später „kommt es raus“, dass jemand Kinder hat und dann ist die Antwort auf die Frage, warum man das nicht im CV stehen hatte – egal wie schönrednerisch formuliert – immer eine Ausrede aus einer Quasi-Lüge (…ja, nicht die ganze Wahrheit zu sagen kommt einer Lüge schon verdammt nahe).

2. Ich kenne (mittlerweile) viele Entscheidungsträger in Rekrutierungsprozessen, die (wie ich übrigens auch) Mütter und Väter viel eher anstellen, als „Nicht-Eltern“. Weshalb? Ganz einfach: Es gibt wohl kaum etwas, das den Charakter, die Resillienz und die eignen Vorstellungen über Werte und das Leben an sich derart herausfordert (und auf bisweilen in Frage stellt), wie begleiten von Kindern in ihrem Entwicklungsprozess (…der eigene Entwicklungsprozess läuft quasi parallel dazu). Man hat (nicht immer, aber tendenziell) bei Eltern Menschen mit höherer Maturität in vielen Bereichen.

3. Politisch weniger (bis gar nicht) korrekt: Die Chance, dass jemand ein (zusätzliches) Kind kriegt, ist kleiner, als überhaupt eines zu bekommen. Oder anders formuliert: Frauen (und Männer) in einem gewissen Alter stellen sich die Frage, ob sie Kinder wollen. Wenn schon 1 bis n da sind, reduziert sich das Risiko (aus Sicht Unternehmen), dass diese Frage (erneut) mit „ja“ beantwortet wird.

4. Und das scheint mir das Wesentlichste: WTF!? Willst du tatsächlich in einem Unternehmen, für eine vorgesetzte Person arbeiten, die den Umstand, dass du Kinder hast als Nachteil interpretiert!? Eine solche Haltung sagt für mich schon viel aus und müsste eigentlich per se die Bewerberin oder den Bewerber zum (proaktiven) Rückzug ihrer/seiner Bewerbung bringen.

    Patricia Kälin · 30. November 2017 um 14:41

    Liebe(r) Rama

    Vielen Dank für dein Interesse an meinem Blog sowie deine Sichtweise. Es wäre sehr erfreulich, wenn alle Unternehmen eine positive Einstellung gegenüber (weiblichen) Bewerbern mit Kindern haben würden. Dieses Umdenken hat leider noch nicht in allen Unternehmen stattgefunden. Deshalb kann es durchaus förderlich sein, seinen Lebenslauf (CV) so zu gestalten, dass die Chancen auf ein persönliches Gespräch optimiert werden. Beste Grüsse und alles Gute.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert